Gesundes Altern in der Alten Neustadt, Bremen

Anastasia Golovtchanski und Chiara Heile, Studierende an der Hochschule Bremen

Beitrag aus dem Seminar „Quartiersforschung“ im Lehrgebiet „Theorie der Stadt“ an der School of Architecture Bremen, WiSe 2023/2024.

Alte Neustadt Bremen, eigene Darstellung
Alte Neustadt Bremen, eigene Darstellung

 

„Wir alle brauchen gesunde Lebensverhältnisse in der Stadt.“ (BMWSB o.D.) – Diese Aussage des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hat uns bei unserer Recherche zum Thema Gesundheit zum Nachdenken angeregt und dazu veranlasst, das Thema des „Alterns“ in der Alten Neustadt Bremen zu hinterfragen.

Das Älterwerden ist Teil des Lebens, der verschiedene Chancen und Herausforderungen mit sich bringt. Besonders die Umgebung spielt eine wichtige Rolle für die Lebensqualität im Alter. 

Gesundheit im Alter hängt nicht nur von persönlichen Entscheidungen ab, sondern wird auch stark von der Umgebung beeinflusst. Eine seniorengerechte Umgebung kann die Lebensqualität erheblich verbessern. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Alte Neustadt genauer unter die Lupe zu nehmen und zu untersuchen, inwieweit sie den Anforderungen an ein gesundes Altern gerecht wird.

Für unsere Analyse haben wir uns mit der Checkliste des NSW Ministry of Health auseinandergesetzt (2020). Diese bietet eine umfassende Möglichkeit zur Bewertung sämtlicher Umweltfaktoren, die einen Einfluss auf die Gesundheit generell und im Alter haben. Die Kriterien der Checkliste haben wir auf die Alte Neustadt angewandt und auf die Frage nach einem gesunden Altern fokussiert. Im Folgenden geben wir die entsprechenden Aussagen zu Beginn jedes Abschnittes in eigener Übersetzung wieder.  

Die Alten Neustadt wurde bewusst gewählt, da sie eines der vier Bremer Quartiere der DASL-Jahrestagung 2024 in Bremen ist. Insgesamt haben wir 11 Analysethemen in der Alten Neustadt untersucht und sind dabei auch durch eine eigene Umfrage und Gespräche zur persönlichen Meinung über die Themen: Physische Aktivität, Gehäuse, Beschäftigung, Sicherheit und Schutz, Öffentlicher Raum, Sozialer Zusammenhalt und Soziale Infrastruktur mit älteren Bewohner:innen der Alten Neustadt auf interessante Ergebnisse gestoßen. Diese Ergebnisse bieten nicht nur Einblicke in die aktuelle Situation des Quartiers, sondern auch Ansätze zur Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen.

 
Icons der 11 Analysethemen
Icons der 11 Analysethemen

 

Gesundes Essen

Die Verfügbarkeit von gesunden Lebensmittelgeschäften wie Supermärkten und Gemüsehändlern beeinflusst maßgeblich, ob Menschen Obst und Gemüse kaufen. Die Nähe und Zugänglichkeit sind entscheidend für eine gesunde Ernährung. Städtische Planung könnte darauf abzielen, den Zugang zu gesunden Lebensmitteln in allen Gemeinschaften zu verbessern, um eine ausgewogene Ernährung zu fördern. (vgl. NSW: 31 ff)

Die Ortsanalyse hat folgendes herauskristallisiert: Die großen Supermärkte und kleinen Läden befinden sich vergleichsweise zentral und in unmittelbarer Nähe sind Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr. Dadurch wird der Zugang erleichtert. Uns ist aufgefallen, dass die Verfügbarkeit von frischen Lebensmitteln in unmittelbarer Nähe nicht gegeben ist. Als Lösungsvorschlag unterbreiten wir die Empfehlung, einen zentral gelegenen Wochenmarkt zu etablieren.

Gesundes Essen: Supermärkte (dunkelgrün) und Standorte für Wochenmärkte (hellgrün), eigene Darstellung.
Gesundes Essen: Supermärkte (dunkelgrün) und Standorte für Wochenmärkte (hellgrün), eigene Darstellung.

Physische Aktivität

Stadtteile, die fußgänger- und fahrradfreundlich gestaltet sind, weisen ein höheres Maß an körperlicher Aktivität auf. Zusätzliche Einflußfaktoren sind: Verkehrssicherheit, Vertrautheit, soziale Kontakte. Der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln sowie eine höhere Wohndichte in der Nähe von lokalen Zielen, Geschäften und Dienstleistungen fördert ebenfalls das Gehen und Radfahren. Gut gestaltete Straßen und Wege, die an öffentliche Verkehrsmittel angeschlossen sind, tragen zusätzlich zur Steigerung der Quote von Fußgängern und Radfahrern bei. (vgl. NSW: 35 ff)

Die Ortsbegehung ergab folgende Erkenntnisse: Das Quartier verfügt über Fahrradstraßen, die eine bequeme Fortbewegung mit dem Fahrrad ermöglichen. Zudem sind die Neustadtswallanlagen präsent, welche eine attraktive und weitläufige Umgebung für Spaziergänge bieten. Die Anwesenheit der Weser stellt ein weiteres Angebot für Spaziergänge dar. Darüber hinaus steht das Südbad zur Verfügung, dass Angebote im Bereich körperlicher Aktivität bereithält und die Kirchengemeinde, welche Sportgruppen anbieten, die sich speziell an Senior*innen richten. (vgl. Gemeinde Bremen-Neustadt)

Physische Aktivität: Neustadtswallanlagen, Weser, Schwimmbad und kirchliche Einrichtung, eigene Darstellung.
Physische Aktivität: Neustadtswallanlagen, Weser, Schwimmbad und kirchliche Einrichtung, eigene Darstellung.

Wohngebäude

Wohnen, das anpassungsfähig und zugänglich ist, spielt eine entscheidende Rolle für ältere Menschen, die gerne an Ort und Stelle altern möchten. Altern vor Ort bedeutet, dass Menschen unabhängig von ihrem Alter oder ihren Fähigkeiten sicher, unabhängig und komfortabel in ihrem Zuhause leben können. Die Anwendung universeller Gestaltungsprinzipien führen zu Häusern, die gut für ältere Menschen geeignet sind und den Umzug in Einrichtungen für betreutes Wohnen überflüssig machen. Durch Hausumbauten können die individuellen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden, die in ihrem bestehenden Zuhause gut alt werden möchten. (vgl. NSW: 40 ff)

Bei unserer Ortsbegehung haben wir zunächst eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Wohnungstypen gemacht. Dabei stellten wir fest, dass sich in der Neustadt überwiegend Reihenhäuser befinden. Auffällig war, dass die Wohnungen bereits am Eingang nicht barrierefrei gestaltet sind und eine Stufe aufweisen. Obwohl es in der Alten Neustadt generell ein Angebot an verschiedenen Pflegeheimen und Wohnanlagen gibt, sind wir der Meinung, dass gerade im Hinblick auf barrierefreies Wohnen Optimierungen an den bestehenden Gebäuden vorgenommen werden könnten. Eine mögliche Maßnahme wäre z.B. die Installation von Rampen am Eingang, um das Altern vor Ort noch attraktiver zu gestalten.

Wohngebäude: Pflegeheime und Wohnanlagen / typischer Reihenhauseingänge, eigene Darstellung/Foto.
Wohngebäude: Pflegeheime und Wohnanlagen / typischer Reihenhauseingänge, eigene Darstellung/Foto.

Transport

Öffentliche Verkehrsmittel fördern gelegentliche körperliche Aktivität, da sie Menschen dazu ermutigen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof zu gehen. Ein Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln kann den Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen erschweren, wie z.B. Gesundheitsversorgung und gesunder Ernährung. (vgl. NSW: 44 ff)

Im Rahmen der Untersuchung haben wir festgestellt, dass die Haltestellen in der Alten Neustadt gut verteilt sind. Insgesamt gibt es sieben Haltestellen, die sowohl Bus- als auch Bahnverbindungen abdecken. Diese breite Abdeckung macht den öffentlichen Nahverkehr besonders für Senior*innen positiv bewertbar, da sie somit auf ein eigenes Auto verzichten und den öffentlichen Personennahverkehr nutzen können, ohne ihre Mobilität einschränken zu müssen. Die vorhandenen Verbindungen sind so konzipiert, dass sie zentrale Punkte in der Stadt in wenigen Minuten (z.B. Hauptbahnhof und Innenstadt) anfahren, ohne dass ein umsteigen erforderlich ist. Darüber hinaus sind alle Haltestellen fußläufig zu erreichen, was die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für Seniorinnen noch zugänglicher macht.

Transport: ÖPNV-Linienführung und Haltestellen, eigene Darstellung.
Transport: ÖPNV-Linienführung und Haltestellen, eigene Darstellung.

Beschäftigung

Beschäftigung kann einen starken Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden in einem Quartier haben. Auch für ältere Menschen bieten Beschäftigungsmöglichkeiten ggf. zusätzliche finanzielle Sicherheit sowie die Möglichkeit, sich weiterhin nützlich zu fühlen, soziale Kontakte zu pflegen und geistig aktiv zu bleiben. Sowohl ehrenamtliche Tätigkeiten als auch flexible Teilzeitbeschäftigungen können ein Gefühl der Zugehörigkeit und Sinnhaftigkeit vermitteln. Dies trägt dazu bei, die psychische Gesundheit zu verbessern und soziale Isolation zu bekämpfen. (vgl. NSW: 47 ff)

In der durchgeführten Ortsbegehung in der Alten Neustadt haben wir festgestellt, dass das Quartier den Senior*innen durch gewisse Kriterien, wie ein breitgefächertes Spektrum an Möglichkeiten und der großen Anzahl an Geschäften, innerhalb der Neustadt die Gelegenheit bietet, direkt vor Ort Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Das vielfältige Angebot schafft Raum für verschiedene Tätigkeiten, sei es in Form ehrenamtlichen Engagements oder flexibler Teilzeitbeschäftigungen (Vereinigte Ev. Gemeinde Bremen-Neustadt). Die positive Bewertung der Anbindung in der Neustadt eröffnet den Senior*innen zudem die Möglichkeit, sich auch außerhalb des Quartiers nach Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen. Diese Flexibilität trägt dazu bei, dass Senior*innen nicht nur lokal, sondern auch im Umfeld passende Beschäftigungen finden können.

 

Sicherheit und Schutz

Sicherheit in einem Quartier umfasst den Schutz vor Kriminalität, Gewalt sowie den Zugang zu Grundbedürfnissen wie Nahrung und Unterkunft. Ein sicheres Umfeld fördert die soziale Interaktion, körperliche Aktivität und den Zugang zur Natur. Klare und logische Anordnungen von Orten sowie verbesserte Beleuchtung und Überwachung tragen dazu bei, Sicherheitsbedenken zu mindern und das Sicherheitsgefühl auch von älteren Bewohnenden zu steigern. (vgl. NSW: 50 ff)

Im Rahmen unserer Analyse zum Thema Sicherheit in der Neustadt lässt sich feststellen, dass das Quartier als sicher einzustufen ist. Diese Einschätzung basiert zum einen auf der gut beleuchteten Straßeninfrastruktur, die dazu beiträgt, Sicherheitsbedenken zu mindern. Zum anderen spielt die Präsenz einer Polizeistation in der Nähe eine bedeutende Rolle, indem sie ein zusätzliches Sicherheitsgefühl vermittelt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Wahrnehmung von Sicherheit subjektiv ist und individuell bewertet wird. Bei unserer Umfrage in der Alten Neustadt äußerten sich die Bewohner unterschiedlich zu ihrem Sicherheitsempfinden. Einige gaben an: „Ich fühle mich sicherer als in anderen Stadtteilen“, während andere meinten: „Es ist sicher, aber das hält ja niemanden ab.“ 

Sicherheit und Schutz: Standort der Polizeistation, eigene Darstellung, sowie Zitate aus der eigenen Umfrage.
Sicherheit und Schutz: Standort der Polizeistation, eigene Darstellung, sowie Zitate aus der eigenen Umfrage.

Öffentlicher Raum

Öffentliche Freiflächen wie Parks bieten verschiedene Möglichkeiten für Sport, Erholung und Freizeitaktivitäten. Sicherheit und Einladung in den Straßen eines Quartiers werden durch hochwertige Fußwege, verlangsamten Verkehr und Annehmlichkeiten wie Bäume und Bänke gefördert. Grünflächen wie Parks und Flüsse dienen als wichtige „grüne Infrastrukturen“, die die Lebensqualität in städtischen Umgebungen verbessern und die Gesundheit durch eine bessere Luftqualität fördern. Wenn öffentliche Räume jedoch unzugänglich, unangenehm oder unsicher sind, zögern viele Menschen, sie zu nutzen. Der Kontakt mit Grünflächen kann dazu beitragen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern. (vgl. NSW: 55 ff)

Bei der Analyse des öffentlichen Raums in der Neustadt haben sich verschiedene Aspekte herauskristallisiert, die Verbesserungspotenzial aufweisen. Insbesondere fiel auf, dass die Ampelschaltung teilweise zu schnell erfolgte, was insbesondere für Senior*innen problematisch sein könnte, da sie möglicherweise nicht die reguläre Grünphase für einen Straßenübergang schaffen würden. Zusätzlich traten wiederholt Defekte an Ampelanlagen auf, was die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigen könnte. Eine positive Bewertung erhielten die Ampelanlagen jedoch dafür, dass sie akustische Signale während der Grünphasen abgaben, was als barrierefrei bewertet werden kann.

Ein weiterer beunruhigender Punkt, der während der Analyse auffiel, war die Nutzung von Gehwegen durch parkende Autos, was die Wege für die eigentlichen Nutzenden, insbesondere zum Beispiel für Personen in einem Rollstuhl, unzugänglich machte. Nichts desto trotz gibt es auch ansprechende Bereiche zum Verweilen und grüne Flächen, die eine positive Umgebung für Erholung und soziale Interaktion schaffen. Die Qualität dieser grünen Bereiche trägt potenziell zur Förderung der Lebensqualität und des Wohlbefindens älterer Bewohner bei.

Öffentlicher Raum: Zitate aus der eigenen Umfrage.
Öffentlicher Raum: Zitate aus der eigenen Umfrage.

Soziale Infrastruktur

Die soziale Infrastruktur in einem Quartier umfasst Dienste und Einrichtungen, die den lokalen Bedürfnissen nach Gesundheit, sozialer Unterstützung, Erholung, kulturellem Ausdruck, sozialer Interaktion und Gemeinschaftsentwicklung gerecht werden. Entsprechende Einrichtungen fördern soziales Kapital, Gemeinschaftsentwicklung und Lebensqualität, und sie stärken die Fähigkeiten und Widerstandsfähigkeit, die für starke Gemeinschaften unerlässlich sind. Soziale Infrastruktur umfasst auch Gemeinschaftsveranstaltungen, Bewegungsprogramme in Parks und Ernährungsprogramme. Eine gut geplante soziale Infrastruktur lockt Menschen unterschiedlichen Alters und sozioökonomischer Herkunft in ein Gebiet und trägt zur Schaffung einer nachhaltigen Gemeinschaft bei. Menschen bevorzugen Gebiete mit guten Schulen, Gesundheitsdiensten, hochwertigen Freiräumen und Freizeitaktivitäten, die an gut zugänglichen Standorten liegen. (vgl. NSW: 62 ff)

In der Analyse der sozialen Infrastruktur konnten verschiedene Aspekte identifiziert werden. Positiv zu bewerten ist das breite Spektrum an Gesundheitsdiensten, insbesondere das Krankenhaus innerhalb der Neustadt. Die Anbindung an eine Haltestelle erleichtert den Zugang zu diesem und trägt somit zur umfassenden Versorgung bei. Im Zusammenhang mit dem Gesundheitsthema ist jedoch aufgefallen, dass die Alte Neustadt nur über eine einzige Apotheke verfügt. Hier gäbe es Verbesserungspotenzial, um die Verfügbarkeit von Apotheken und damit den Zugang zu Medikamenten für die Bewohnenden zu optimieren. Ein Aspekt, der verbessert werden könnte, betrifft das Thema der sozialen Unterstützung. Angesichts der Tatsache, dass viele Senior*innen von Altersarmut betroffen sind, wäre die Einrichtung eines Tafelpunktes beispielsweise als Anlaufstelle für Unterstützungsleistungen wünschenswert (vgl. AWO 2023). Auch diesbezüglich könnte die soziale Infrastruktur gestärkt werden, um Bedürfnissen älterer Bewohner besser gerecht zu werden.

Soziale Infrastruktur: Gesundheitseinrichtungen, eigene Darstellung.
Soziale Infrastruktur: Gesundheitseinrichtungen, eigene Darstellung.

Umwelt und Gesundheit

Für Menschen in einem Quartier spielt die Umweltgesundheit eine wichtige Rolle für ihr Wohlbefinden. Dies umfasst Themen wie Luft- und Wasserqualität, Lärmbelästigung und Licht. Eine gute Luftqualität ist besonders wichtig, da sie direkt mit Atemwegsproblemen in Verbindung steht. Lärmbelästigung durch Verkehr, Industrie und Nachbarschaften kann den Alltag beeinträchtigen. Ein gesundes und angenehmes Umfeld trägt zum Wohlbefinden bei und fördert und erhält die Lebensqualität. (vgl. NSW: 74 ff)

Während unserer Ortsanalyse ist uns aufgefallen, dass in den stark frequentierten Hauptstraßen (Friedrich-Ebert-Straße, Westerstraße und Langemarckstraße) eine erhöhte Geräuschbelastung durch den Verkehr von Autos, Straßenbahnen und Passanten verursacht wurde. Bestätigt hat sich unsere Analyse mit dem Vergleichen der Lärmkarten von Bremen (s. Abb. 11). Dieser Umstand könnte den Alltag beeinträchtigen. Positiv zu bewerten ist, dass sich die Nebenstraßen als vergleichsweise ruhig und angenehm präsentierten. Diese ruhige Umgebung könnte einen positiven Einfluss auf das Umfeld haben und somit das Wohlbefinden fördern. Ein gesundes und angenehmes Umfeld trägt dazu bei, die Lebensqualität der Senior*innen zu erhalten.

Umgebungslärm (Ausschnitt). Quelle: Freie Hansestadt Bremen: Umgebungslärm im Land Bremen, Stand 2022, GeoPortal der Stadt Bremen.
Umgebungslärm (Ausschnitt). Quelle: Freie Hansestadt Bremen: Umgebungslärm im Land Bremen, Stand 2022, GeoPortal der Stadt Bremen.

Sozialer Zusammenhalt

Sozialer Zusammenhalt in einem Quartier beinhaltet sowohl unstrukturierte als auch strukturierte soziale Interaktionen. Unstrukturierte Interaktionen umfassen zwanglose Begegnungen mit Nachbarn, in Parks, Cafés oder beim Einkaufen. Strukturierte soziale Interaktionen beinhalten die Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten oder Bürgerorganisationen. In Mehrfamilienhäusern kann es schwieriger sein, Nachbarn kennenzulernen, was den sozialen Zusammenhalt verringern kann. Bürgerliche Einrichtungen und öffentliche Räume bieten Möglichkeiten für soziale Interaktion und Beteiligung an Nachbarschaftsaktivitäten, was Nachbarschaftsbeziehungen stärkt und soziale Unterstützungsnetzwerke aufbaut. Ein geringeres Maß an sozialer Beteiligung und Gehfähigkeit bei älteren Erwachsenen kann das Risiko für eine klinische Depression erhöhen. (vgl. NSW: 67 ff)

Bei der Analyse zum sozialen Zusammenhalt in der Alten Neustadt haben wir nicht nur vor Ort, sondern auch online verschiedene Angebote für Senior*innen identifiziert. Darunter fallen spezielle Kurse, Initiativen wie „Nachbarn helfen Nachbarn“ und regelmäßige Veranstaltungen wie den „Geselligen Sonntag“. Die unterstützende Rolle der Kirchengemeinde zeigt sich durch die Förderung von Aktivitäten wie Senior*innencafés und Senior*innentanz (vgl. Gemeinde Bremen-Neustadt). Trotz dieser positiven Aspekte könnte eine mögliche Verbesserung darin liegen, offizielle Angebote seitens der Stadt zu schaffen. Dies würde dazu beitragen, die Vielfalt und Zugänglichkeit der sozialen Angebote für Senior*innen weiter zu stärken und den Zusammenhalt in der Alten Neustadt noch intensiver zu gestalten.

Sozialer Zusammenhalt: Standort der Kirchengemeinde, eigene Darstellung, sowie Zitate aus der eigenen Umfrage.
Sozialer Zusammenhalt: Standort der Kirchengemeinde, eigene Darstellung, sowie Zitate aus der eigenen Umfrage.

Klimawandel

Auch der Klimawandel hat direkte Auswirkungen auf die Gesundheit im Quartier. Insbesondere ältere Menschen sind anfälliger für Hitzestress, was zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Hitzeerschöpfung führen kann. Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen können zu Verletzungen, Todesfällen und posttraumatischem Stress bei Senior*innen führen, insbesondere bei denen, die in abgelegenen Gebieten leben. Um Hitzestress zu reduzieren, ist der Zugang zu Schatten und Trinkwasserbrunnen entscheidend, besonders für ältere Menschen in Gebieten mit extremen Temperaturen. (vgl. NSW: 80 ff)

Im Kontext der Auswirkungen des Klimawandels auf Senior*innen in einem Quartier haben wir während unserer Ortsbegehung festgestellt, dass in der Neustadt für städtische Verhältnisse eine bemerkenswerte Anzahl von Bäumen vorhanden ist. Diese tragen nicht nur zu einem angenehmen Stadtbild bei, sondern bieten auch Schatten und ermöglichen es den Senior*innen, sich an heißen Tagen im Freien aufzuhalten und bei Bedarf einen verschatteten Platz zu finden. Ein Verbesserungsvorschlag wäre, die Installation öffentlicher Trinkbrunnen zu erweitern, um den Zugang zu Trinkwasser zu erleichtern und Hitzestress weiter zu reduzieren.

Klimawandel: öffentliche Trinkbrunnen, Bestand (blau) und mögliche Standorte für Ergänzungen (rot), eigene Darstellung.
Klimawandel: öffentliche Trinkbrunnen, Bestand (blau) und mögliche Standorte für Ergänzungen (rot), eigene Darstellung.

Fazit

Die Alte Neustadt präsentiert sich als ein geeigneter Ort für Senior*innen, um gesund zu altern. Die Fülle von Bäumen schafft eine angenehme Umgebung und bietet wertvollen Schatten an warmen Tagen. Soziale Angebote, wie Senior*innenkurse und -initiativen, fördern den sozialen Zusammenhalt. Die Nähe zu Gesundheitsdiensten und der gut ausgebaute öffentliche Nahverkehr unterstützen ein aktives Altern.

Trotz der positiven Aspekte gibt es Optimierungspotenzial: Die Einführung eines zentralen Wochenmarkts für frische Lebensmittel und die Schaffung offizieller städtischer Angebote könnten die Lebensqualität weiter steigern. Insgesamt bietet die Alte Neustadt eine solide Grundlage für ein aktives und gesundes Altern in der urbanen Umgebung, auch wenn einige Aspekte wie der öffentliche Raum und der Zugang zu gesunden Lebensmitteln noch verbessert werden könnten.


Literatur

AWO-Bremen (2023): Altersarmut in Bremen bekämpfen, https://awo-bremen.de/wir-ueber-uns/aktuelles-presse/neuigkeiten-veranstaltungen/altersarmut-in-bremen-bekaempfen (zuletzt abgerufen am: 25.03.24).

BMWSB, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (o.D.): Nationale Stadtentwicklungspolitik; Gesundheit und Sport, https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Themen/Themenuebersicht/Gesundheit-und-Sport/gesundheit-und-sport_node.html (zuletzt abgerufen am: 25.03.2024).

Freie Hansestadt Bremen (o.D.): Umgebungslärm im Land Bremen, GeoPortal der Stadt Bremen (Stand 2022), https://umwelt.bremen.de/umwelt/laerm/umgebungslaerm-im-land-bremen-24080 (zuletzt abgerufen am: 25.03.2024).

Vereinigte Ev. Gemeinde Bremen-Neustadt (o.D.): Gemeinde Bremen-Neustadt – Senior*innen, https://gemeinde-neustadt.de/senioren/ (zuletzt abgerufen am: 11.02.2024).

NSW Ministry of Health (Hrsg.) 2020: Healthy Built Environment Checklist: A guide for considering health in development policies, plans and proposals. NSW Ministry of Health (Hrsg.), 2020, St. Leonards, New South Wales.


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